Ruhelos

Meine Frau wartet seit Jahren, dass ich komme, heimkomme, ja, ja.
Teheran war ich auch. Ich war überall. Überall, schön. Aber ich habs so gewollt, immer unterwegs. Ich bin Nomade.
Immer unterwegs.
Ich kann nicht an einem Platz bleiben, ich werde wahnsinnig in einem Büro. Wenn ich schon die Wahnsinnigen sehe an ihren Computern. Diese Typen die mich schikanieren, weil sie genau wissen, wo ich jetzt bin. Das hats früher doch nicht gegeben, da hat ... da konnte ich Pausen machen. Jetzt verfolgen sie mich mit diesem System. Kennst du dich aus mit Elektronik? Wie könnte ich die austricksen?! Hast du nicht gesagt, du kennst dich mit Computer aus? Noch zwei Bier.

Meine Frau, die wartet und wartet bis ich komme, bis ich dann zum Friedhof komme. Anemonen, Anemonen, nur Anemonen. Ja das waren ihre Lieblingsblumen als wir noch so glücklich waren und ... aber sie ist krank geworden, weil ich immer so lange unterwegs war. Immer diese langen Strecken.

Du wirst zum Philosophen bei diesen langen Strecken. Du denkst über das Leben nach und du kommst zu ganz interessanten Einsichten: Überall sitzen sie mit ihren Computern. Hast du die schon mal gesehen, links und rechts? Überall sind Geräte, Apparaturen. Irgendjemand stellt die auf, nicht nur für Fahrer ... alle werden beobachtet.
Ich weiß nicht, warum die das machen. Das kommt daher, weil niemand mehr an Gott glaubt. Der Antichrist ist dahinter, verstehst du das?

Jetzt bin ich allein und gehe immer zum Friedhof. So ist das, ja-ja. Ich kann diesen Beruf nicht empfehlen. Früher war es wunderbar, da konnte ich frei fahren, da war ich ein freier Mann. Da hieß es: Teheran, und dann bin ich los und kam irgendwann an. Das waren wunderbare Zeiten in Teheran, schöne Zeiten in Teheran. Und dann bin ich noch schneller gefahren, heim zu meinem Liebling und zum wunderschönen Garten. Anemonen, Anemonen. Meine Frau hieß Roswitha, ich hab aber immer Mausi zu ihr gesagt.
Interessiert dich das noch?
Ein einsames Leben, was soll ich mit dem Geld ohne Liebe.

Wenn ich heimkomme in meine einsame Wohnung: Fernbedienung, klick-klack-klick-klack. Dieses Programm und jenes Programm und wieder ... und überall werden die Leute betrogen. Ich weiß, was läuft. Ich weiß genau, was los ist. Überall wirst du beschattet und ich weiß wer dahintersteckt. Niemand glaubt mehr, der Antichrist der will, dass wir alle wie bekloppt konsumieren bis wir blöd werden. Konsum, da kommt doch nichts nach, da wird man ja nur krank, krank wird man da. Der Besitz ist so hohl, hohl und die Freude ist so kurz. Sobald ich etwas gekauft habe, im gleichen Moment bin ich traurig, weil die Vorfreude viel größer war. Wenn du es dann hast, das bringt dann nix mehr. Ich kaufe gar nichts mehr. Durch Den Konsum sollst du glücklich werden ha ha ha.
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Naja, ich werd‘ langsam müde, ich bin ... Interessiert dich das, wenn einer über seinen Beruf erzählt? Was machst du? Ah-ja, gut, ja. Kannst ja mal mitfahrn nach Teheran. Kenn mich da ’n bisschen aus, fährst mit. Schön